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TALL SHIPS – Everything touching

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Jungs mögen Math Rock. Vor allem kluge Jungs, die gerne über jeden Scheiß nachdenken. Denen bereitet das Gefrickel und Gezähle großes Vergnügen. Mir selten bis nie. Ich bin ein gedankenloses Pop-Mädchen, das, wenn es nur besoffen genug ist, den PUR-Hitmix mitsingen kann und sich dessen nicht mal schämt. Fick dich, Math Rock, dachte ich also bisher stets. Bis ich „Everything touching“, das Debüt des britischen Trios TALL SHIPS, in die Finger bekam und mich verliebte. Vom ersten krachig-schönen Akkord an. Kein Wunder, bei Melodien und Arrangements, die, obwohl ausgetüftelt und zweifellos eiskalt berechnet, Herzen rasend machen. Die in deinen Ohren kleben bleiben wie Möwenscheiße auf deinem „North Face“-Windbreaker. Und obwohl ich nur wenige Begriffe so sehr verabscheue und abgegriffen finde wie „Klanglandschaften“, erscheint mir dieses Wort als einzige Möglichkeit, den Sound der drei Jungs aus Brighton in Worte zu fassen. Vielschichtige, treibende Klänge – nein, Klanglandschaften -, die dich packen, weil du sie fühlen kannst, die so klingen, wie ein grauer Tag an der See schmeckt. Als hätten MINUS THE BEAR dir ein Fischbrötchen gekauft und SIGUR RÓS sängen darüber. Als hätten BIFFY CLYRO BATTLES zu einer Runde Armwrestling herausgefordert und würden sich anschließend heulend in den Armen liegen.
Die erste Single „Gallop“ mit ihrem MORRISSEY-esken Gesang und einem Aufbau, der sich von leise und unscheinbar zur peitschenden Mitsing-Hymne steigert, ist sowohl deep als auch hipster genug, um einzuschlagen wie eine Bombe. Eine Bombe der Liebe natürlich. Verziert mit zum Bandnamen passenden kleinen Ankern und Herzen darauf.
Ein gutes, kraftvolles Debüt. Dass es Math Rock ist, müsst ihr euren Mädchen ja nicht verraten, ihr klugen Jungs. Sie werden die Platte trotzdem lieben.