You are currently viewing SAMIAM – 09.10.2018, Logo (Hamburg)

SAMIAM – 09.10.2018, Logo (Hamburg)

30 Jahre SAMIAM! Um dieses Ereignis standesgemäß zu feiern, verschlug es die amerikanischen Emocore-Pioniere unter anderem für vier Konzerte nach Deutschland. In Hamburg machten sie im altehrwürdigen Logo halt, welches mit seiner Kapazität von knapp 450 Personen genau die richtige Größe bot. Als TV HAZE den Abend eröffneten, war vor der Bühne allerdings noch ziemlich viel Platz. Die Australier spielten typischen 90er Jahre Indierock, der zeitlich zwar gut in die SAMIAM-Ära passte, soundmäßig allerdings deutlich zu glatt für den Geschmack der meisten Anwesenden rüberkam. Da konnte auch das von der Drummerin getragene DINOSAUR JR.-Shirt nicht über die Beliebigkeit ihrer Songs hinwegtäuschen.
Aber widmen wir uns nun dem Hauptact des Abends. Es gibt viele Bands, bei denen das erste Album als Meilenstein gilt und – zumindest in der subjektiven Wahrnehmung vieler Fans – qualitativ von den Nachfolgewerken nie wieder erreicht wird. SAMIAM gehören definitiv nicht zu dieser Gattung, denn paradoxerweise gilt das erstmalig bei einem Majorlabel erschienene 1994er Album „Clumsy“ als erster Höhepunkt der Band-Diskographie, wobei sich das besagte Album mit den beiden darauffolgenden Werken „You are freaking me out“ und „Astray“ seit jeher ein heißes Kopf-an-Kopf-Rennen in der Gunst der treuen Anhängerschaft liefert. Demzufolge ist es auch nicht verwunderlich, dass sich das Set zur 30-Jahre-Jubiläumstour der amerikanischen Emocore-Pioniere fast ausschließlich aus dem Repertoire dieser drei Platten sowie des aktuellen, wenngleich auch schon wieder sieben Jahre zurückliegenden Albums „Trips“ speiste. Los ging es mit dem hemdsärmeligen „80 West“, gefolgt von „Routine“ und „September“, ehe der allseits beliebte Smasher „Sunshine“ für die erste Masseneuphorie im Publikum sorgte. Während der Gesang des – zur Feier des Tages in eine auffällige Latzhose gewandten – Frontmanns Jason Beebout in den ersten Stücken noch deutlich zu leise abgemischt war, hatte der Techniker spätestens ab dem darauffolgenden „Factory“ die Situation im Griff, ehe zahlreiche weitere Evergreens wie „Mud Hill“, „She ound you“, „Dull“ oder „Wisconsin“ folgten. Ärgerlich hingegen, dass Gitarrist Sergie Loobkoff ausgerechnet beim melancholischen „Stepson“ eine Saite riss und der Song über weite Strecken mit nur einer Gitarre vorgetragen wurde – als zum Ende des Liedes hin dann aber die zweite Gitarre wieder einsetze, war die Intensität dieses außergewöhnlichen Liedes allerdings umso größer. Dass auf den offiziell letzten Song „Eldorado“ noch eine Zugabe folgt, war insofern klar, da bis dato mit „Capsized“ der wohl größte Hit der Band fehlte. Dieser setzte bei Band und Publikum dann nochmal sämtliche verbliebenen Energiereserven frei und setzte ein Ausrufezeichen hinter diesen gelungenen Abend. Wenn demnächst dann auch mal wieder ein neues Album folgen würde, umso besser.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.