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ROSCO – Hassliebe

Gibt es eigentlich den Begriff „Braunschweiger Schule“? Falls nicht, möchte ich diesen bitte hiermit offiziell anmelden und für jene Bands proklamieren, die Anfang/Mitte der Neunziger Jahre hierzulande deutschsprachigen Crossover etabliert haben. Also Bands wie PHASE V oder SUCH A SURGE. Genau an jene erinnern mich auch ROSCO, wenngleich sie nicht aus der Stadt an der Oker, sondern aus der Provinzmetropole München stammen. Nichtsdestotrotz sind die Ähnlichkeiten unverkennbar: Der HipHop-affine Sprechgesang, die scharfkantigen Metal-Riffs und vor allem die Scratchings eines richtigen DJs, die man ansonsten bei relativ wenigen Crossover-Formationen vorfindet. Musikalisch machen ROSCO ihre Sache soweit auch ganz gut, wären da nicht die Texte, mit denen sich die Süddeutschen unnötigerweise ein Stück weit selbst in die berüchtigte Schülerband-Ecke stellen – sei es durch gnadenlose Selbstüberschätzung in Form einer dick auftragenden Bandhymne („Rosco“) oder wenig souveränen Abrechnungen mit verflossenen Liebschaften („Niemals“, „Weitergehen“), bei denen der Sänger an einen trotzigen Teenager erinnert. Hieran sollten ROSCO unbedingt arbeiten, damit Eigenbild und Fremdwahrnehmung eines Tages möglicherweise doch noch einigermaßen zusammenpassen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.