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NICK & JUNE – My November my

Lange haben sich NICK & JUNE Zeit gelassen mit ihrem neuen Album. Aber all das Warten hat sich mehr als gelohnt. Das Konzeptalbum „My November my“ erzählt uns in immer anders beeindruckenden Kapiteln die Geschichte des November Boy, der sich zunächst fragt, was für ihn in diesem Leben eigentlich noch übrig bleibt. Mit „Tiger“ jedoch erzählt er uns, wie es ist, sich endlich so richtig zu verlieben und dass es schön ist, sich vorher noch nicht verliebt zu haben. Dieser Song beinhaltet mal wieder eine dieser Textzeilen, die auf immer hängen bleiben, wenn man NICK & JUNE hört: „I’m glad I didn’t fall in love before I met you, before I met you“. „Ships and flags“ zeigt dann wiederum, dass man vielleicht doch nicht so wirklich verliebt ist oder war. In die Musik allerdings verliebt man sich sofort (wenn man es nicht bereits seit „Flavor & sin“ gewesen ist), in diese sich so wunderbar ergänzenden Stimmen und die Vielfältigkeit der Klänge, Melodien, Instrumente, mit denen wir hier beglückt werden. Sicher, das Ganze gründet sich weiterhin auf Folk, ist dabei aber so jenseits von eingetretenen Pfaden, eröffnet vielmehr den Blick auf neue Wege, sonnig wie schattig, fröhlich wie traurig – beschreiten möchte man sie mit Nick Wolf und Julia Kalass immer. Mit diesem Album sind NICK & JUNE noch eigenständiger, noch besonderer geworden, diese beiden persönlich so ruhigen, zurückhaltenden Menschen, die in ihrer Musik jedwede Gefühlsfärbung mitteilen können und auf den Hörer wirken lassen. Und allerspätestens mit einem der nächsten Sätze für die Ewigkeit werden sie hoffentlich jeden endgültig gefangen haben: „Home is where the heart hurts.“ Dieser Song, in der Mitte des Albums zu finden, ist der emotionale Höhepunkt eines an Höhepunkten sehr reichen Albums, das einfach nur glücklich macht und sich ganz hervorragend in die wärmenden Sonnenstrahlen des Frühlings schmiegt und deren Wärme noch ein wenig erhöht. Wenn June dann noch auf „The sea told me“ klingt wie eine völlig verzweifelte SINEAD O’CONNOR, dann gehen einem langsam die Worte aus. Melancholie kann so schön sein – und auch laut, wie durch „Once in a life“ klar wird. Abschließend sei gesagt, dass NICK & JUNE hier wieder einmal ein großer Wurf gelungen ist – und dass die Hoffnung bleibt, der nächste möge nicht ganz so lange auf sich warten lassen. Dringende Kaufempfehlung.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.