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MILLIARDEN – Betrüger

MILLIARDEN haben seit ihrer Gründung vor 3 Jahren das hingelegt, was man gemeinhin wohl als einen Blitzstart bezeichnet. War ihre Debüt-EP „Kokain & Himbeereis“ (wohl auch aufgrund des von der Band gewählten exklusiven Vinyl-Formates) noch in erster Linie einem erlesenen Kreis von Insidern vorbehalten, so klapperten die Berliner in der Folgezeit so ziemlich jedes Festival in Deutschland ab und sorgten auch bei ihren Club-Shows zusehends für gut gefüllte Konzertsäle. Die Veröffentlichung ihres Albums „Betrüger“ beim Major-Label Vertigo ist somit die logische Folge dieser Entwicklung. In 14 Stücken zeigen MILLIARDEN, dass sie wissen, wie man nahezu perfekte (Indie-)Pop-Songs schreibt, wobei die prägnante und teilweise an RIO REISER erinnernde Stimme von Sänger Ben Hartmann sicherlich einen wichtigen Teil zur Eindringlichkeit der Lieder beiträgt. Musikalisch schimmert immer wieder der britische Gitarren-Pop der 80er Jahre durch, in Liedern wie „Blitzkrieg Ballkleid“ oder „Ende neu“ werden allerdings auch mal die Gitarrenverzerrer bemüht. „Freiheit is ne Hure“ und „Schall & Rauch“ kennt man bereits in ähnlichen Versionen von eingangs erwähnter EP, sie zählen für mich aber ungeachtet dessen zu den unangefochtenen Highlights des Albums. „Friedrichsdorf“ hingegen knüpft textlich und musikalisch eher an die „Schöne Zeit“-Erinnerungsromantik von BOSSE an, nur dass hier der Jugendheld nicht Kurt Cobain, sondern Ian Curtis heißt. Hier zeigt sich ebenso wie in anderen gefälligen Pop-Stücken wie „Zucker“ oder dem Titeltrack allerdings auch, wie schmal der Grat zwischen Indie-Credibility und Mainstream-Format ist, auf dem MILLIARDEN wandeln. Doch selbst wenn sie eines Tages in der „Heavy Rotation“-Schleife der großen Radiosender landen sollten – ich kann mir durchaus Schlimmeres vorstellen!

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.