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DIE BULLEN – Einigkeit und Recht und Sicherheit

Wer AFFENMESSERKAMPF schon einmal live gesehen hat, weiß, dass man die norddeutsche Punkrock-Kelle geliefert bekommt. Nordisch by Nature – styled Punkrock mit Aussage aus dem schönen Schleswig-Holstein. Die Landeshauptstadt Kiel inklusive Umland ist in da House. Werden DIE BULLEN diesen leicht latent norddeutschen Charme mit in das Gesamtkonzept DIE BULLEN reinpacken? Es ist mittlerweile das zweite Album von den Jungs aus dem hohen Norden. Das Konzept geht bei mir im Vorwege jedenfalls auf. DIE BULLEN präsentieren sich in Polizeikostümen auf dem Cover, in ihren Videos im Netz und auf Live-Konzerten. Musste mich auch hier kurz bei Herrn Google einlesen, ob die Kostümierung überhaupt so erlaubt ist. Und es hat den Anschein, dass sich DIE BULLEN hier auf völlig legalen Pfaden bewegen, da weder Bundeswappen noch Dienstgrad an der Uniform sichtbar sind. Zudem vermitteln DIE BULLEN dabei auch nicht ernsthaft den Eindruck, dass sie tatsächlich Staatsdiener sind, was man wiederum wohl eher als Kompliment verstehen darf. Ergo, die Tatbestandsmerkmale der Amtsanmaßung sind also nicht gegeben. Keine stumpfe Phrasendrescherei, sondern eine humoristische und ironische Herangehensweise zum Thema Polizei? Ernste Themen werden verarbeitet, bei dem Song „Nacht in Dessau“ bezieht man sich auf den Fall Oury Jalloh. Der Asylbewerber verbrannte im Januar 2005 in einer Polizeizelle von Dessau. Dieser tragische Fall lässt bei der Interpretation der Beweislage und den damit verbundenen Ungereimtheiten ein mulmiges Gefühl aufkommen, schwer zu verarbeitende Kost. „Hamburger Linie“ behandelt sich thematisch mit dem G20-Gipfel. Insgesamt 14 mal Midtempo-Punkrocksongs, teilweise mit Elektro-Einschlag – das hat schon was Eigenständiges. DIE BULLEN liefern hier also kein humoristisches Album ab, dieses Album bringt einen nicht zum Schmunzeln. „Jemand wird Bulle sein“, „Motherfucker undercover“ oder „Moin Revier“ wissen zwar zu gefallen, für meinen Geschmack ist das Thema Polizei auf die Gesamtlänge eines ganzen Albums auch irgendwann leider überladen.