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DAVE DE BOURG – Was hätten wir gemacht ohne die Musik

Tja, das was DAVE DE BOURG uns mit dem Titel seines neuen Albums fragt, ist wohl eine der zentralen Fragen des (eigenen) Lebens: Was hätte man denn eigentlich ohne die Musik gemacht? Gut, dass man das nicht beantworten kann, denn glücklicherweise gibt es, ja, die Musik. Auch die von DAVE DE BOURG, zum Glück. Gleich zu Beginn, mit dem titelgebenden Opener, der stimmlich nach einer Mischung aus THEES UHLMANN und TOCOTRONIC klingt, erzählt uns der Herr aus Montabaur einen Teil seiner eigenen Geschichte, auf die Art, der man gerne zuhört und von der man noch mehr wissen möchte.
„Dass man Livemusik nicht runterladen kann“ („Lacoste Filiale“) ist sicherlich auch eine Erfahrung, die viele, wenn nicht alle von uns in diesem seltsam-verrückten 2020 machen mussten und noch immer machen müssen. Wie auch die, dass wir momentan alle nicht zum „ExHaus“ nach Trier reisen können. Aber „Keine Angst“, auch diese Zeiten werden vergehen und bessere Tage kommen. Zur Überbrückung, zur Bekämpfung der Angst ist „Was hätten wir gemacht ohne die Musik“ ganz hervorragend geeignet, wobei Überbrückung nicht als nebenbei missverstanden werden darf.
DAVE DE BOURG ist ein Geschichtenerzähler, es gelingt ihm immer wieder, diese Geschichten so zu formulieren, dass man sich in ihnen wohl (oder auch mal unwohl, je nach Thema) fühlt, denn sie sind nah an jedem Selbst. Manchmal so nah, dass die schon so oft gestellte Frage „woher weiß der, wie ich darüber denke?“ mal wieder ihre Berechtigung einfordert. Auch ist er in der Lage, Liebeshymnen zu schreiben, die man gerne sofort mitsingt und die nur schwer wieder aus dem Kopf gehen („St. Pauli“).
„Was hätten wir gemacht ohne die Musik“ ist ein stimmiges, abwechslungsreiches, melancholisch-kämpferisches Singer/Songwriter-Album geworden, das den Humor nicht vergisst und die Seele anfasst. Ein Glück nur, dass DAVE DE BOURG seinen „10 Jahres Plan“ schon nach 10 Tagen wieder weggeworfen hat und uns stattdessen dieses Kleinod schenkt, das wahrscheinlich und leider viel zu oft „Unter dem Radar“ fliegt, denn es hat viel Aufmerksamkeit verdient. Schenkt sie ihm!

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.