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BALANCE AND COMPOSURE – Light we made

Wenn sich eine Band plötzlich von ihrem ursprünglichen Stil entfernt und in Richtung Mainstream orientiert, herrscht oft Erklärungsnot. „Wir wollten uns weiterentwickeln, nicht wiederholen, neue Dinge ausprobieren“ – das sind die üblichen Satzbausteine, mit denen man die alten Fans nicht verprellen will. Dass eine Band zugibt, mehr Platten verkaufen zu wollen, passiert hingegen eher selten.
BALANCE AND COMPOSURE führen ihren Verkehrsunfall von 2013 als Grund für ihre Neuorientierung an. Dass aus dem „schweren Verkehrsunfall“ bei dem sie „beinahe gestorben wären“ nur ein gebrochener Zeh, eine gebrochene Nase und ein angeknackster Wirbel resultierten und die Band ihre Tour bereits nach zwei abgesagten Konzerten fortsetzen konnte, bleibt im Info besser unerwähnt. Aber wir wollen BALANCE AND COMPOSURE nichts Böses, vielleicht saß der Schock ja doch tiefer. Und schließlich ist es jeder Band freigestellt, wohin die musikalische Reise führen soll.
Dass sich die Band aus Pennsylvania mit der neuen Platte jedoch sehr weit von ihren beiden Vorgängeralben entfernt, ist kaum zu übersehen. Konnte man BALANCE AND COMPOSURE bislang bedenkenlos in die Schublade „komplexer Post-Hardcore“ einsortieren, ist davon auf „Light we made“ kaum noch etwas zu vernehmen. Stattdessen herrschen hier autogetunete Vocals, breitflächiger Sound, eine glasklare Produktion und einschläferndes Songwriting vor. In den guten Momenten kommen einem vielleicht noch die neueren Sachen von TIGER LOU und MINUS THE BEAR in den Sinn, aber zu großen Teilen plätschert das Album unspektakulär an einem vorbei. Genauso, wie es viele US-Bands tun, die sich selbst noch als Nu Metal bezeichnen, tatsächlich aber eher Musik für College-Radio produzieren. Was bei dem Potenzial, das in der Band steckt, wirklich sehr, sehr schade ist.