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ALARMSIGNAL – Attaque

Die Weiterentwicklung von ALARMSIGNAL innerhalb der letzten 14 Jahre lässt sich möglicherweise am besten anhand der Artworks ihrer Alben verdeutlichen. Spielten die Cover der ersten fünf Veröffentlichungen noch ungeniert mit allerlei Deutschpunk-Klischees (Urinieren auf die Deutschland-Flagge, Rumlungern vorm Arbeitsamt, Glotze mit reichlich leeren Bierflaschen, Darstellung von Kriegs-Szenarien…), so änderte sich dies plötzlich mit dem 2015er Werk „Viva Versus“, welches ein hinter einer Sturmhaube verstecktes Herz zeigte. Die Botschaft hierhinter war klar: ALARMSIGNAL sind immer noch kämpferisch, die Plakativität der Anfangstage ist inzwischen jedoch einem gewissen Tiefgang gewichen. Auch beim neuen Album „Attaque“ setzt sich diese Entwicklung weiterhin fort, und würde man die Band nicht kennen, könnte man anhand der Optik zunächst glatt auf ein HipHop-Album schließen. Doch keine Sorge: Die Celler bleiben ihrem altbewährten Deutschpunk-Erfolgsrezept treu. Zwar kommen hin und wieder ein paar vereinzelte ZSK-Anleihen zum Vorschein, und in „Tot ist nur, wer vergessen wird“ grüßen sogar einmal kurzzeitig DIE TOTEN HOSEN, aber über weite Strecken spielen ALARMSIGNAL weiterhin jene Stärken aus, die sie schon zuvor ausgezeichnet haben: Sie spielen einfach verdammt gute, gleichermaßen melodische wie auch druckvolle Punksongs mit einem gesunden Mitgröl-Faktor. Auch in den Texten haben sie nach wie vor einiges zu sagen, unabhängig davon, ob es darum geht, gegen Nationalismus Stellung zu beziehen, oder sich kritisch mit der eigenen Szene auseinanderzusetzen. Nicht zuletzt aufgrund dieser klaren Haltung zählen ALARMSIGNAL nach wie vor zu den wichtigsten Bands, die Deutschpunkhausen derzeit zu bieten hat.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.