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ADAM ANGST – Neintology

Keine Frage, ADAM ANGST polarisieren. Während die einen die Band um Frontmann Felix Schönfuss bedingungslos abfeiern, tun sich vor allem Fans von dessen vorheriger Band FRAU POTZ mit dem Sound der Hamburger schwer. Musikalisch zu mainstreamig, vom Auftreten her zu affektiert – das sind die Vorwürfe, die man immer wieder hört, wenn man sich über die Band unterhält. Das ist ADAM ANGST natürlich bewusst und wird direkt im Opener „Punk“ süffisant thematisiert: „Wenn ich Adam Angst schon höre, dann platzt mein Trommelfell / Ihr seid mir viel zu aufgesetzt und zu professionell / Schlaues Gelaber, die Schuhe blank poliert / Ihr habt scheinbar keine Ahnung, wie Punkrock funktioniert / Zunächst mal die Klamotten da, die ganze Band in schwarz / Uniformitäten werden sofort abgestraft / Und feuert euren Sänger, diesen irgendwas mit „-fuß“ / Frau Potz wurde ermordet für ’ne Boyband mit Tattoos“. Und um es gleich vorwegzunehmen: Wer bereits das Debüt-Album nicht mochte, wird auch mit „Neintology“ nicht warm werden. Denn die Band schert sich nach wie vor einen Dreck um Szene-Konventionen und liefert ein Rock-Album ab, welches auch gelegentliche Ausflüge in andere Musikstile nicht scheut. So verblüfft „Alle sprechen deutsch“ beispielsweise mit einer Art Balkan-Beat, und „Damit ich schlafen kann“ ist dem Indie-Pop von Bands wie SCHROTTGRENZE gar nicht so unähnlich. Letztgenannter Song überrascht zudem mit einem ungewöhnlich ernsten Text, in dem es um das Thema Depressionen geht. Dieser bleibt allerdings eine Ausnahme, denn ansonsten wird in gewohnt sarkastischer Art ein Finger in die klaffenden Wunden der Gesellschaft gelegt. Somit sollte zumindest klar sein: Egal, wie man zu ADAM ANGST steht – mangelnde Konsequenz kann man ihnen nicht vorwerfen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.