ABENTEUER AUFTAUEN / TRAUMA –

MUFF POTTER nannten es Angry Pop Music und meinten damit ihr musikalisch-ästhetisches Destillat, das kanalisiert von der Enge der provinziellen Kleinstadt, der großen weiten Welt verkündete, dass es das ja wohl noch nicht gewesen sein konnte.
Und auch mit dieser Split, scheint sie sich mal wieder zu bestätigen, die These: Wo sich dem Klischee nach der Horizont träge zwischen den Dimensionen Kleingartenverein, Ortsschild und Stammkneipe verschiebt, erscheint Angry Pop Music einmal mehr als adäquates Mittel mit scheinbar unentrinnbaren Strukturen zu brechen. Wo Bewegung fehlt, eröffnet Stillstand die Optionen fürs Extreme: Lethargie und Resignation oder das sprichwörtliche »Rappeln in der Kiste«. Was bei MUFF POTTER Rheine hieß, heißt bei ABENTEUER AUFTAUEN Meißen und bei TRAUMA Zeitz. Und so haben ABENTEUER AUFTAUEN und TRAUMA auch ihre Bordsteinkantengeschichten zu erzählen.
Und das machen sie ziemlich gut. Die inzwischen übrigens leider aufgelösten ABENTEUER AUFTAUEN klingen etwas rauer, rotziger und dunkler und erinnern dabei tatsächlich hier und da an frühe MUFF POTTER.
TRAUMA wirken auf mich etwas frischer, vor allem durch die etwas höhere Stimme und die zusätzliche Nuance auf dem Gaspedal. Da stört es auch nicht, wenn der Background manchmal ganz schön daneben semmelt. Darum geht’s hier ja schließlich auch nicht. Mit »Fliessbandflitzer vs. Spiegelbild« gibt’s auf der TRAUMA-Seite übrigens noch eine Coverversion eines ABENTEUER AUFTAUEN-Songs. Auch wenn diese Platte keine Kleinstadtrevolution mehr auslösen wird – hörenswert ist sie allemal.
Veröffentlicht übrigens auf dem stilsicheren Kids In Misery Label, auf dem zuletzt auch die 4-Band-Split mit CAPTAIN PLANET, MATULA, PLANKE UND MIKROKOSMOS 23 rauskam. Daumen hoch dafür und ma sagen: Potzblitz noch eins!