BOXHAMSTERS – Thesaurus Rex

Achtung, Achtung: Dies ist kein neues BOXHAMSTERS-Album! Wer bereits sämtliche Frühwerke der inoffiziellen Erfinder des indie-genen, deutschsprachigen Studenten-Schrammelpunks sein Eigen nennt und deren Songtexte rückwärts im Schlaf mitsingen kann, der darf getrost zum nächsten Artikel weiterklicken…
Alle Anderen sollten dagegen umso aufmerksamer diese Zeilen lesen, denn „Thesaurus Rex“ bietet bisherigen Kostverächtern und Zu-Spät-Geborenen die ultimative Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen und sich für schmales Geld einen anständigen Querschnitt des frühen Schaffens dieser Gießener Ausnahmeband zuzulegen. Auf diesem Tonträger befindet sich nämlich eine Art „Best of“-Zusammenstellung der ersten vier, allesamt längst vergriffenen BOXHAMSTERS-Alben “ Der göttliche Imperator“ (1990), „Tötensen“ (1991), „Prinz Albert“ (1993) und „Tupperparty“ (1996).
Und seien wir ehrlich: Songs wie „Der gute König“, „Zu klein“, „Hotzenplotz“ oder „Irrenhaus“ gehören eigentlich in jede gut sortierte Plattensammlung. Der ausgeprägte Hang zur Melancholie, die Vorliebe für kryptische Song- und Plattentitel, der Mut, textlich wie auch musikalisch aus dem typischen Punkrock-Schema auszubrechen – all das verlieh den Boxis von Beginn an einen Sonderstatus und machte diese eigenwillige Truppe neben EA80, RAZZIA, …BUT ALIVE und DACKELBLUT zu einer der wegweisendsten Bands der späteren deutschen Punkszene.
Natürlich lädt eine Zusammenstellung wie diese herzlich zur Diskussion ein, welche Songs es zurecht in diese repräsentative Werkschau geschafft haben und welche sträflich vergessen wurden („Konflikt“ wäre aus meiner Sicht zum Beispiel ein absolutes Muss gewesen). Aber diese leidige Diskussion bleibt ja zum Glück denjenigen vorbehalten, die bereits die alten Originalplatten besitzen. Alle Anderen tun sich jetzt bitteschön selbst einen Gefallen und kaufen diesen digitalen Dinosaurier.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.